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Samstag, 10. September 2016

Alexander Freiherr von Humboldt und die Pflanzenkunde

"Auf das Zusammenwirken der Kräfte, den Einfluss der unbelebten Schöpfung auf die belebte Thier- und Pflanzenwelt, auf diese Harmonie sollen stets meine Augen gerichtet sein."

"Wir sind wunderbare Ketzer: Leute, welche die Welt durchlaufen, um Pflanzen zu suchen."

Alexander von Humboldt (1799)

Friedrich Alexander Freiherr von Humboldt (1769-1859) stammt aus einer angesehenen und reichen Familie. Bereits als Jugendlicher interessierte er sich für Naturbeobachtung, besonders angetan hatten es ihm Pflanzen und er wird zeitlebens seine Liebe zur Botanik betonen.

In 1797 erbte er den gesamten Familienbesitz - Humboldt war nun finanziell komplett unabhängig und frei sich einen großen Kindheitstraum zu erfüllen: eine ausgedehnte Forschungsexpedition in die Tropen.
Humboldt bereitete sich gewissenhaft darauf vor, so besuchte er verschiedene naturwissenschaftliche Sammlungen um sich zu dokumentieren. Ende April 1798 lernte er dabei den französischen Botaniker Aimé Jacques Alexandre Bonpland (1773-1858) kennen. Bonpland plante eigentlich eine Teilnahme an der Baudin-Expedition, die Australien erkunden sollte, aber da diese auf unbestimmte Zeit verschoben wurde schloss Bonpland sich Humboldt an. Im Juni 1799 war es soweit und sie schifften sich nach Venezuela ein. Die beiden Naturkundler besuchten Venezuela, Kolumbien, Peru, Ecuador, Mexiko und Kuba. Sie bestiegen den Chimborazo und erforschten den Amazonas. Humboldt und vor allem Bonpland legen etwa 60.000 Herbarien-Blätter an mit insgesamt 6.000 Arten von denen 3.000 der damaligen Wissenschaft noch unbekannt waren. In dem Buch „Essai sur la geographie des plantes“ - Humboldt widmete übrigens die deutsche Ausgabe seiner Schriften zur Geographie der Pflanzen seinem Freund Johann Wolfgang von Goethe - beschreibt Humboldt zum Ersten Mal den Einfluss von Höhe, Lage, Temperatur und Klima auf das Pflanzenwachstum. Die von ihm gegründete Pflanzengeographie führte zur modernen Pflanzenökologie.

 
Abb.1. Auch Dichter und Naturforscher Goethe beschäftige sich mit Botanik, in einem Brief von 1807 an Humboldt fügte er eine Zeichnung einer andinen (mit Vulkan) und alpinen Landschaft bei, erkennbar sind die verschiedenen Höhenstufen mit ihren charakteristischen Pflanzen.

In einer Zeit in der die meisten Botaniker eher nur daran interessiert waren Pflanzen zu bestimmen und zu katalogisieren, war Humboldts Methode eine Neuerung – die Pflanze wurde als Teil eines komplexen Netzwerks gesehen, verschiedene Arten waren voneinander abhängig wie auch beeinflusst von der Umwelt. 

Abb.2. Profile der Höhenstufen und Vegetationsgürtel der Erde, aus dem Berghaus-Atlas (1845-1862), als Beilage zu Humboldts Lebenswerk "Kosmos" gedacht später aber als eigenes Buch herausgebracht In dieser Darstellung erreicht Humboldts Philosophie ihren Höhepunkt: die Geologie der Vulkane, die Klimata verschiedener Höhenstufen, die Exposition und Neigung der Topographie - alles Faktoren die die Vegetationsgürtel beeinflussen - ihrereseits können die Pflanzen abiotische Faktoren wie Luftfeuchtigkeit und Niederschlag beeinflussen - die Natur als vernetztes "Ganzes".

Literatur:

EGERTON, F.N. (2009): A History of the Ecological Sciences, Part 32: Humboldt, Nature's Geographer. Bulletin of the Ecological Society of America: 253-282
HUBMANN, B. (2009): Die großen Geologen. Marix-Verlag: 192
WULF, A. (2015): The Invention of Nature: Alexander von Humboldt's New World. Knopf Publisher: 496

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